St.Jacobuskirche Rottenbach


Kirche Rottenbach

Geschichtliches:
"Die Kirchen in Milbitz, in Rottenbach, in Solsdorf und in Gösselborn unseres Bistums..." - so hat die erste urkundliche Erwähnung Rottenbachs bei der Vereinnahmung der Kirchen der genannten Orte im Jahre 1253 in das Kloster Paulinzella gelautet. Damit steht fest, dass zu diesem Zeitpunkt der Ort Rottenbach mit seiner Kirche bestanden hat. Ein späterer Bau stammt von 1685 und ein weiterer von 1822. Ein sehr schöner und wertvoller Altar aus dem Jahre 1498 aus der Werkstatt Valentin Lendenstreich aus Saalfeld spiegelt das mittelalterliche Leben in Rottenbach wider.

Ersterwähnung:
Rottenbach wurde erstmals 1253 in einer Urkunde des Klosters Paulinzella als "Rotenbeche" erwähnt. 1303 hieß der Ort Rotinbach. 1327 ist Rottenbach vom Grafen von Schwarzburg an das Kloster Paulinzella verkauft worden und kam mit der Auflösung des Klosters in Paulinzella 1534 zurück an die Grafen von Schwarzburg.
Die Teilung des Ortes in Ober- und Unterrottenbach erfolgte 1411. Oberrottenbach war der wesentliche Teil des Ortes und gehörte dem Kloster Paulinzella (später dem Amt von Königsee), Unterrottenbach war der östliche Teil des Ortes und gehörte zu Bad Blankenburg (später zum Amt Rudolstadt). Dabei war Oberrottenbach alles, was von der jetzigen Hauptstraße gesehen, dort, wo die Bahnlinie die Straße quert, Richtung Paulinzella und Königsee liegt. Das waren die alten Bauernhäuser, der Kern von Rottenbach, dort haben sie auch eine Kirche errichtet.

Der Landeskunde des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt zufolge, erarbeitet von Bertolt Sigismund, hatte Oberrottenbach 26 Wohnhäuser, 24 Scheunen, eine Mühle und einen Gasthof. Unterrottenbach dagegen wird beschrieben als am linken Ufer der Wende gelegenes, einzeiliges Dorf, aus sieben stattlichen neuen Häusern mit großen Höfen. ,,Der wohlhäbige Ort pfarrt und schult nach Quittelsdorf".
Die beiden Orte wurden erst 1908 wieder vereinigt. Sie gehörten bis 1920 zu Schwarzburg-Rudolstadt, anschließend zu Thüringen.

Die Kirche zu Rottenbach
Proferssor Lehfeldt datiert in seinem Buch über die Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens von 1894 die Kirche in Rottenbach auf 1685. Wir wissen heute: Die Kirche wurde 1685 aufwendig aufgebaut. Davon zeugt noch heute die Windfahne auf dem Turm und dass 1685 als Gründungsdatum der Kirche aber nicht richtig sein kann, ergibt sich aus dem Alter des Altars. Denn der scheint wesentlich älter zu sein, und entweder wurde der Altar aus einer anderen Kirche hierher versetzt, oder die Kirche ist älter und konnte sich so einen wertvollen Altar leisten. Sigismund weiß es genauer: ,,Die kleine, 1684 errichtete, 1822-28 umgebaute Kirche, einst Mutter - jetzt Tochterkirche von Milbitz, besitzt einen wohl erhaltenen Flügelaltar aus dem Jahr 1492." Bis 1598 hatte Rottenbach ein eigenes Pfarrhaus. Hier war der Sitz des Pfarramts, indem der Geistliche wohnte, allerdings stand, daran kann sich heute keiner mehr erinnern.                           (aus "Blick über die Kirchturmspitze, Ausgabe Nr.3)

Wiedereinweihung Rottenbacher Kirche
Am 14. September 2013 wurde die St. Jacobus-Kirche in Rottenbach nach umfangreichen Sanierungsarbeiten wieder geweiht. In den letzten Jahren davor musste die Statik des Tonnengewölbes statisch mit einem Ringanker gesichert, quadergroße Risse im Mauerwerk geschlossen sowie außen wie innen trockengelegt werden. Zu guter Letzt bekam die Kirche eine neue Innenbemalung, die sie jetzt hell und freundlich erstrahlen lässt.         

                                      
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Bei Spenden ab 100,- € stellen wir auf Wunsch eine Spendenquittung aus, mit der Sie Ihre Zuwendung steuerlich geltend machen können."


Der Rottenbacher Altar:

Dieser ist eine Auftragsarbeit der Kirchgemeinde Rottenbach. Die biblischen Darstellungen und die Auswahl der Heiligen haben ihre Bedeu­tung im christlichen Glauben unserer Vorfahren. Ihnen war wichtig: Gottes ewiges Wort nimmt in Jesus von Nazareth menschliche Gestalt an und kommt in unseren Lebensbereich. Das ist die Lebensbotschaft, der alles auf unserem Altar zugeordnet ist. Für unsere Vorfahren war dieser wert­volle Altar das Lesebuch, denn lesen und schreiben konnte damals kaum jemand.
Man kannte die Geburt Jesu. Man wusste um die Lebensgeschichten der Heiligen. Man konnte sie, nach damaliger Auffassung, um Rat und Hilfe bitten. Man verband mit ihnen wichtige Stationen des Lebens und des bäuerlichen Alltages.


Der Rottenbacher Altar


Die Orgel:

Diese wurde 1850 gebaut und stammt aus dem Hause Johann-Friedrich-Schulze aus Paulinzella, einer der berühmtesten Orgelbauer seiner Zeit, der zusammen den Orgelbau mit seinen Söhnen in England und in Australien  revolutionierte und prägend war für den sogenannten englischen Stil im Orgelbau. Sie wurde bis in die 60er Jahre hinein mit zwei Balgtreten Betrieben, die in der unteren Empore den Tretbalg hatten. Mittlerweile sorgt der Orgelmotor dafür, das unser Organist immer genug Luft zu spielen hat.


Die Orgel der Rottenbacher Kirche


Kanzel und Emporen:
Die Kirche muss einmal an der Ostwand, also an der Altarseite, eine Kanzel aus dem 17. Jahrhundert gehabt haben, eine halbrunde Kanzel mit Ecksäulen, und eine entsprechende Kanzeltreppe mit Brüstungen an den Wangen. Diese Kanzel und auch die Kanzeltreppe ist nicht mehr erhalten. Im Zuge der Umgestaltungsmaßnahmen der 60er- Jahre in dieser Kirche und dem Einbau eines Gemeinderaumes sind sie verloren gegangen. Die Emporen stammen aus der Zeit der Bauerklassik, 1822, und sind unbemalt, d.h. es sind keine biblischen Geschichten oder Heiligenbildchen abgebildet, wie man das manchmal an anderen Orten sehen kann, z.B. in der Kirche in Mupperg, in der Kasetten bemalt wurden.


Eng miteinander verbunden sind auf der Vorderansicht des Altares die Ankündigung der Geburt Jesu an Maria, ihr Lobgesang (auf den klei­nen Tafeln zu sehen), das große Kreuz über dem Altar und darunter das Tuch der Hlg. Veronika (in Turin) mit dem Schweißabdruck Jesu auf seinem Weg zum Kreuz, gehalten von zwei Engeln.
Leben und Tod, die beiden Eckpunkte unseres Lebens, einbezogen in Gottes Wort, geben unserem Leben Sinn und Ziel. So sehen wir auf der linken großen Tafel Jacobus den Jüngeren, ein Jünger Jesu, mit einer Bibel dargestellt, als Ausdruck der Glaubenstreue. Die Verkündigung des Gotteswortes war ihm wichtig, in Galiläa und Kleinasien. Vor ihm steht eine Walkerstange (sieht aus wie ein großer Geigenbogen), eine Art Keule, ein Arbeitsgerät der Tuchmacher. Sie verweist auf seine Hinrichtung um seines Glaubens Willen im Jahre 62 n.Chr.. Gottes Wort und das Leben daraus ist wohl unseren Vorfahren sehr wichtig gewesen.

Neben ihm steht die Heilige Dorothea, die um 300 n.Chr. wegen ihres Glaubens mit dem Schwert hingerichtet wurde. Sie ist mit einem Blumenkörbchen, das ihr von einem Kind gereicht wird, und einer Rose dargestellt (Anspielung auf ihr Bekenntnis zum Blumengarten Gölte). Sie gilt als die Schutzpatronin der Gärtner, der Brautpaare und aller werdenden Mütter.

Auf der rechten Tafel sehen wir den Christusträger Christophorus. Er hat Menschen über einen Fluss getragen. Eines Tages ein Kind, das immer schwerer wurde und ihn in die Knie zwang. Dieses Kind war Christus, zu dem er sich bekehrte. Um 250 ist er um seines Glaubens Willen gestorben. Ein Sprichwort sagt: "Wenn man am Morgen ein Christophorus-Bild betrachtet, sei man ge­schützt bis zum Abend."
Christophorus gilt als der Schutzpatron der Pilger, Reisenden und Fuhrleute - heute der Autofahrer! Gärtner und Landwirte erbitten den Christophorus-Segen gegen Unwetter, Hagel und Hungersnot. Zum anderen ist Christophorus ein guter Begleiter in Gottes ewige Welt.

Neben ihm ist der Heilige Urban dargestellt, ein Papst mit Tiara, Kreuzstab und Lederhandschuhen. Er ist als das Oberhaupt der Kirche, als Nachfolger des Simon Petrus in Rom, zu achten. Um 230 starb er den Märtyrertod. In seiner linken Hand hält er eine Weintraube. Er gilt als der Schutzpatron der Winzer. Man bittet ihn um gutes Wetter und eine reiche Weinlese. Die Bezeichnung "Am Weinberg" in Rottenbach erinnert an den früheren Weinanbau.


Der geöffnete Altar:

Auf der linken Tafel ist die Geburt Jesu dargestellt. Das Kind liegt auf dem Gewand der Maria, nicht in einer Krippe. Vor dem Kind kniet Josef mit einer brennenden Kerze. Ochs und Esel sehen zu.
Die Ankündigung der Geburt Jesu von der Vorderseite des Altares ist Wirklich­keit geworden. Über diesem Bild musizieren 3 Engel zum Lobe Gottes.


Auf der rechten Tafel ist die Anbetung der Weisen aus dem Morgenland zu sehen. Sie werden häufig als Könige (im übertragenen Sinn) dargestellt. Sie brin­gen ihre Gaben dar. Der älteste König kniet vor dem Kind und hat seine Krone aus Ehrfurcht abgelegt. Die Weisen aus dem Mor­genland waren die ersten, die das Kind in der Krippe such­ten und es verehrten. Sie folgten dem Stern von von Bethlehem (auf dem kleinen Bild oben rechts zu sehen), der ihnen den Weg wies.


Die Geburt Jesu gilt allen Menschen auf dieser Erde, gleich welcher Haut­farbe. Dafür steht der schwarze König. Unsere Vorfahren lasen aus diesem Bild für sich: Gott begleitet uns auf unserem Lebensweg.
In der Mitte unseres Altares fällt die große Figur der Maria mit dem Christuskind ins Auge. Als Mutter des Gottessohnes gebührt ihr unser Dank. Deshalb die reiche Ausstattung mit Gold und einer Krone. In der rechten Hand hält sie ihr Zepter als Himmelskönigin. Sie steht auf einer Mondsichel. Das ist eine Anspielung auf die Endzeit, in der die Himmelkönigin das endzeitliche Geschehen bestimmen wird (Offenbarung 12,1). In der anderen Hand hält sie den Gottessohn. In der linken Hand des Christuskindes sehen wir eine goldene Kugel.

Es ist die Weltkugel und bedeutet:
Christus ist der Herr der Welt. Er ist die Erfüllung der alten Verheißungen. In ihm liegt auch unsere Zukunft, vgl. auch das große Kreuz über unserem Altar. Unter Jesus ausgebreiteten Armen am Kreuz, hoch über uns, finden wir Frieden mit Gott.

Maria ist von vier Heiligen eingerahmt. Außen links steht Jacobus der Ältere, nach dem auch die Kirche benannt ist. Er gehört zu den Lieblingsjüngern Jesu und wurde zu Ostern des Jahres 44 n. Chr. mit dem Schwert ermordet. Er hat in Jerusalem und in Samaria gepredigt. Seine Beigaben sind: Bibel (Hinweis auf seine Verkündigung), Hut mit Pilgermuschel (an seinem Heiligtum in Spanien zu finden), Stab und Reisetasche.
Die nach ihm benannte Jacobsmuschel war das Zeichen der Pilger auf dem Jacobsweg zu seinem Grab in Santiago de Compostela (Spanien). Dieser neben Rom und Jerusalem wichtigste Pilgerweg verzweigte sich in Europa weit und führte von Polen kommend auch durch Thüringen. Stab und Reisetasche weisen Jacobus als Wanderer aus.
Wie er sind wir alle unser Leben lang Wanderer zu unserem Lebensziel. Sein Gedenktag ist der 25. Juli, früher der Beginn der Kartoffelernte. Er gilt als der Schutzpatron Spaniens und wird als der Schutzheilige von Pilgern, Apothekern und Drogisten verehrt.

Neben ihm steht die Heilige Barbara mit Krone, Kelch und Zweig. Sie gilt als die Patronin der Sterbenden (Kelch für Sterbeabendmahl) und der Bergleute. "Sankt Bärbel, die vermag zu stärken; denn wer in ihren Diensten steht, nie ohne Sakrament von hinnen geht." Von ihrem Vater, einem fanatischen Chris­tenhasser, wurde sie in einen Turm eingemauert. Ein Engel brachte ihr täglich Brot und Wein, so, dass sie überlebte. Im Jahre 306 n. Chr. wurde sie von ihrem Vater mit dem Schwert wegen ihres Glaubens hingerichtet. Doch kaum hatte er das Mordwerkzeug abgelegt, wurde er vom Blitz erschlagen. Werden am Barbaratag (4.12.) Zweige geschnitten, blühen sie zu Weihnachten und gelten als Glückssymbol für das folgende Jahr. Wetterorakel: "Gibt Sankt Barbara Regen, bringt der Sommer wenig Segen." Barbara gilt auch als Nothelferin. Weitere Berufsgruppen verehren sie als Schutzpatronin: Architekten, Dachdecker, Bauarbeiter, Maurer, Zimmerleute, Köche.

Rechts neben Maria ist die Heilige Katharina von Alexandrien zu sehen, eine Königstochter von Cypern. Katharina kam nach ihrer Verlobung mit Christus (das spätere Ritual der Nonnen) nach Rom und bekehrte kaiserliche Philoso­phen und Ritter in großer Zahl. Sie wurde daraufhin um 306 gerädert. Als das Rad zersprang, wurde sie mit dem Schwert enthauptet. Ihre Beigaben sind oft das zersprungene Rad und das Schwert - auf unserem Altar Krone und Schwert. Ihr Gedenktag ist der 25. November. An diesem Tag endete früher die Weide­zeit und die Schafschur begann. Katharina gilt als Nothelferin gegen Leiden jeglicher Art, auch Sprachstörungen. Gebärende haben sie um Hilfe angerufen.
Neben Katharina steht der Heilige Mauritius mit Schild, Speer, Brustpanzer. Darüber trägt er ein Gewand, das mit einem Band aus dem gleichen Material über seiner Brust zusammengehalten wird. Er ist ein schwarzer Offizier einer christlichen afrikanischen Legion. Zwischen 287 und 300 n. Chr. wurde er in St. Moritz/Schweiz um seines Glaubens Willen enthauptet. Er gilt als der Patron des Erzbistums. Sein Gedenktag ist der 22. September, der schwarze Mohr, der Beginn der dunklen Jahreszeit.

Wertvolle Schnitzfiguren belegen das Alter:
Die Rottenbacher Kirche ist als Sankt Jacobi in einer Buchanweisung von 1340 in Urkunden
des Klosters Paulinzella erwähnt. Auch verschiedene Schnitzfiguren, die aus der Rottenbacher Kirche stammen, bestätigen das Alter der Kirche. Sie befinden sich heute im Thüringer Landesmuseum in Eisenach. Eine der ältesten dieser Schnitzfiguren enstand im 13. Jahrhundert. So kann man davon ausgehen, dass die Ursprünge dieser Kirche zwischen 1250 und 1280 zu suchen sind. Und da früher die Kirchengemeinde und die Ortsgemeinde eine Einheit bildeten, muss man davon ausgehen, dass mit der urkundlichen Erwähnung von 1253 auch schon eine Kirche im Ort gestanden haben muss.
In den Jahrhunderten des Mittelalters scheint die Kirche aber immer mehr verfallen zu sein. Eine lateinische Urkunde berichtet davon, dass die alte Kirche nur noch eine Ruine war. Sie wurde abgerissen, die neue Kirche am selben Ort erichtet, diesmal aber größer und prächtiger. Der Kirchweihtag liegt Anfang November, die Angaben schwanken zwischen dem zweiten und vierten November. Der Neubau kostete 399 Goldgulden. Bedauernd wird in dieser Zeit mitgeteilt, dass die Bauelemente u.a. 40 1/2 Pfund Rindfleisch zu zehn Heller das Pfund, 13 1/2 Pfund Schöpsenfleisch, einen Hasen, eine Gans und ferner Hühner, Krebse, Kleinvögel, Schafskäse, Brot und Gemüse verzehrten.