Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten informiert: Ersatz aus historischen Trieben Säuleneiche vor Schloss Heidecksburg nachgepflanzt
Auf Schloss Heidecksburg in Rudolstadt hat die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten an prominenter Stelle vor dem Westflügel eine junge Säuleneiche gepflanzt. Die Eiche ersetzt einen Altbaum aus dem 19. Jahrhundert, der zuvor an gleicher Stelle stand.
Der Eichensetzling wurde durch Veredelung aus einem Zweig des abgestorbenen Altbaums gezogen. Der laut Jahresringen über 160 Jahre alte Baum war der Trockenheit der letzten Jahre zum Opfer gefallen, eine der vielen sichtbaren Folgen des Klimawandels für historische Parks. Durch die Veredelung zuvor entnommener Zweige wird das Genmaterial und damit auch die besondere säulenförmige Wuchsform des historischen Baums am Standort erhalten.
Mit der Nachpflanzung soll das historische Erscheinungsbild des Westflügels langfristig wiederhergestellt werden. Denn zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der vorgelagerte Bereich als Landschaftsgarten gestaltet worden, einschließlich des Teehäuschens für Fürstin Caroline Luise von Schwarzburg-Rudolstadt. In diesem Gestaltungszusammenhang wurden später auch zwei Säuleneichen rechts und links vom Schlossportal gepflanzt, die lange die Ansicht prägten. Beide Bäume gingen in den letzten Jahren verloren, nun ist auch der zweite nachgepflanzt. Eine Scheibe aus dem Stamm des verlorenen Altbaums ist derzeit in einer Sonderausstellung im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg zu sehen.
Die Säuleneiche ist ein besonderer Baum. Die schlanke Wuchsform geht auf die Mutation einer Stieleiche in Südhessen zurück, deren Nachkommen in der Gartenkunst Karriere machten. Von der 580 Jahre alten „Mutter aller Säuleneichen“ stammen wahrscheinlich alle heute erhaltenen Säuleneichen in historischen Parks und Gärten ab – so auch die Säuleneichen auf Schloss Heidecksburg.
Das Veredeln von Laubbäumen hat in historischen Park- und Gartenanlagen besondere Bedeutung. Kronenformen und Laubfarben wurden mit Blick auf ihre gestalterische und räumliche Wirkung ausgewählt und sind nur schwer zu ersetzen. Daher setzen Gartendenkmalpfleger bei notwendigen Nachpflanzungen vorzugsweise auf vorhandenes Genmaterial vom gleichen Standort. Junge Setzlinge können sich dabei von klein auf an die Gegebenheiten der Umgebung anpassen, mit eingewöhntem Genmaterial vom Standort sind die Chancen besonders gut.